Usability-Bericht schreiben

Übersicht

  1. Empfehlungen für Ihren Usability-Bericht
    1. Deckblatt
    2. Einleitung
    3. Zusammenfassung (Executive Summary)
    4. Detaillierte Ergebnisdokumentation
      1. Heuristische Evaluation
      2. Cognitive Walkthrough
      3. Dokumentation der Usability-Tests
      4. Evaluation der Barrierefreiheit
      5. Empfehlungen zu Design-Alternativen
    5. Anhang und Quellenverzeichnis
  1. Bewertungskriterien für Ihren Usability-Bericht 

1   Allgemeines

‚Verkaufen‘ Sie die von Ihnen gefundenen Usability-Probleme an Ihren Auftraggeber. Bedenken Sie, dass auch ein Usability-Bericht ‚usable‘ sein muss.

In Ihrem Bericht präsentieren Sie Ihre Evaluationsergebnisse und machen Ihre Vorgehensweise und Quellen transparent. Dadurch ermöglichen Sie es dem Auftraggeber nachzuvollziehen, ob und inwiefern Ihre Ergebnisse gültig sind. Sie zeigen sich mit Ihrer Kompetenz gegenüber Ihrem Auftraggeber, indem Sie Ihre Ergebnisse gewichten und konstruktiv formulierte Empfehlungen zur Verbesserung seines Produkts geben.

Usability Report erstellen
Der Usability-Bericht oder Website-Audit deckt auf welche Probleme bei Nutzung eines Produktes oder einer Webseite auftauchen und wie man die Nutzererfahrung verbessern kann.

Von Bibliotheks- und Informationsmanagern wird ein professioneller Umgang mit Texten erwartet. Bitte zeigen Sie Ihrem Auftraggeber, dass Sie die deutsche Orthographie und Grammatik beherrschen. Sorgen Sie für die Lesbarkeit Ihres Textes durch eine hilfreiche Gliederung, ein unterstützendes Layout und klar strukturierte Sätze. Verwenden Sie kein seminarinternes Fachchinesisch; Ihr Auftraggeber wird wissen, was ‚Navigation‘ ist, wird sich aber z.B. unter dem ‚Persona-Konzept‘ nichts vorstellen können.

Viele Ihrer Auftraggeber haben wenig Zeit. Legen Sie deshalb Ihrem Bericht das Prinzip der invertierten Pyramide zugrunde: Erst kommt die Zusammenfassung, dann die Einzelheiten, davon erst die hochrelevanten, dann die mit geringerem Gewicht. Kennzeichnen Sie sehr ernste Probleme deutlich. Beachten Sie, dass der Zweck eines Usability-Berichts eine Verbesserung der Website ist – und nicht, einen möglichst umfangreichen Bericht zu schreiben. Die Qualität eines Usability-Berichts wächst nicht proportional zu seiner Länge.

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2   Empfehlungen für Ihren Usability-Bericht

Usability-Berichte können sehr unterschiedlich aussehen. In der Praxis werden Sie Ihren eigenen Weg finden, Ihren Bericht zu gestalten.

2.1   Das Deckblatt Ihrer Arbeit enthält:
  • Ihren Namen bzw. alle Namen des Arbeitsteams und Ihre EMail-Adressen
  • den Titel Ihrer Arbeit, z.B. „Bericht über eine Usability-Evaluation für …“
  • Datum
  • den Namen der Veranstaltung, in der der Bericht entstanden ist
  • Seminarleitung: Prof. Ursula Schulz, HAW Hamburg, Fakultät DMI, Department Information

2.2   Die Einleitung
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. 1-2 Sätze Dank für den Auftrag, URL der begutachteten Site und ggfl. Eingrenzung, falls nur ein Teil der Site evaluiert wurde.
  3. Sehr kurze Beschreibung der angewendeten Methoden und ihrer Funktion, einschließlich der zur Evaluation der Barrierefreiheit. Geben Sie einen Hinweis auf zwei Quellen für den Leser, der mehr wissen will: https://edoc.sub.uni-hamburg.de/haw/volltexte/2015/2947/ und BIK
  4. Kurze Beschreibung, wie Sie Ihren Ergebnisbericht aufgebaut haben.

Dieser Teil soll nicht viel länger als 1 Seite sein; Ihr Auftraggeber will in erster Linie Ergebnisse sehen. Wenn Sie Ihre Beschreibung und Begründung einer Quelle entnehmen, geben Sie sie bitte an.

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2.3   Zusammenfassung für den eiligen, aber wichtigen Leser (Executive Summary)

Zielgruppe dieses Reportteils sind Entscheidungsträger in Führungspositionen. Sie sind nicht mit der Programmierung von Ihren Änderungsvorschlägen beschäftigt. Sie wollen wissen, ob ihre Website okay ist oder ob Zeit und Personal für größere Änderungen eingeplant werden müssen. Sie wollen keine Zeit in die Details Ihres Berichts investieren.

Erwähnen Sie deshalb ganz zu Anfang, ob die untersuchte Website insgesamt so bleiben kann oder ob größere bzw. viele Änderungen notwendig sind. Fassen Sie Ihre wesentlichen Ergebnisse für die gestresste Führungsperson zusammen. Geben Sie Ihrer Zusammenfassung ein hilfreiches Layout. Die Zusammenfassung sollte nicht mehr als 2 Seiten umfassen:

Heben Sie zunächst Ihre positiven Ergebnisse und die wesentlichen positiven Reaktionen Ihrer Testpersonen hervor. Falls Sie 1-2 typische positive Aussagen Ihrer Testpersonen haben, zitieren Sie sie hier. Das sollte weniger als 1 Seite umfassen.

Wenn Sie einen SUS-Test machen, geben Sie die Ergebnisse als erste wieder.

Beschreiben Sie dann die wesentlichen Usability-Probleme. Nennen Sie die Bereiche, die überarbeitet werden müssen und geben Sie eine Einschätzung darüber ab, ob die Nachbesserung aufwändig oder kosmetischer Natur sein wird.

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2.4.   Die detaillierte Ergebnisdokumentation

Zielgruppe dieses Reportteils sind die Programmierer und Webdesigner, die Ihre Empfehlungen ggfl. umsetzen.

2.4.1   Die Dokumentation der heuristischen Evaluation …

… beginnt mit einem Satz wie z.B. „Wir haben Ihre Website nach bewährten Usability-Kriterien untersucht. Wir schildern die wesentlichen Usability Probleme und bieten Ihnen Verbesserungsvorschläge dazu an.“

Präsentieren Sie Ihre Befunde und Empfehlungen tabellarisch. Gliedern Sie Ihre Tabelle nach den Aspekten Ihres Kriterienkatalogs in allgemein verständlicher Terminologie. Sie können sich an den unten verlinkten Beispielen orientieren, indem Sie sie sinnvoll Ihrem Auftrag und Ihren Kriterien anpassen. Versehen Sie jedes aufgetretene Problem mit einer Gewichtung und – wo möglich – mit einem Verbesserungsvorschlag. In einer Spalte Ihrer Tabelle sollten Sie aufführen, durch welche zusätzlichen Methoden das jeweilige Problem gefunden wurde.

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2.4.2  Die Dokumentation des Cognitive Walkthrough

Geben Sie Ihre Prognosen für Ihre Usability-Tests wieder, die Sie auf Grund Ihrer Cognitive Walkthroughs machen konnten. Führen Sie in einem Anhang die Arbeitsbögen Ihrer Walkthroughs an. Machen Sie auf Bereich aufmerksam, die besonders gut zu prognostizieren waren und ermutigen Sie Ihren Auftraggeber, solche Walkthroughs selbst durchzuführen – mit Hinweis auf use: Cognitive Walkthrough.

2.4.3   Die Dokumentation Ihrer Usability-Tests

Geben Sie solche Testergebnisse wieder,

  • die Ihre heuristische Evaluation ergänzen oder
  • die einen wesentlichen Problembereich in Ihrer heuristischen Evaluation oder des Cognitive Walkthrough untermauern.

Sie können ähnlich wie bei der heuristischen Evaluation eine tabellarische Form verwenden. Führen Sie Ihre Befunde in der Reihenfolge Ihrer Gewichtung des Problems auf. Ihr Bericht gewinnt an Anschaulichkeit und Lebendigkeit, wenn Sie einige typische Kommentare der Testpersonen einfließen lassen. Nennen Sie die Anzahl der Testpersonen, die das berichtete Problem hatten.

Suchen Sie 3-4 zentrale Szenen aus Ihren Test-Mitschnitten aus und fügen Sie sie Ihrem Bericht als Datei auf einer DVD bei.

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2.4.4   Evaluation der Barrierefreiheit

Dieser Teil des Gesamtberichts braucht nicht mit den Usability-Teams gemeinsam erarbeitet zu werden. Weisen Sie kurz auf die BITV hin und in 1-2 Sätzen auf ihre zentrale Aussage. So wecken Sie – falls nötig – ein Problembewusstsein.

Dann folgen Ihre Ergebnisse und Empfehlungen. Empfehlen Sie zum Schluss die Tools, die Sie verwendet haben mit ihrem URL und dem URL zu den BITV-Richtlinien.

2.4.5   Ihre Empfehlungen und Design-Alternativen

Geben Sie in den tabellen möglichst zu jedem gefunden Usability-Problem eine Empfehlung, wie es behoben werden kann. Manche Empfehlungen sind so kurz und evident, dass Sie sie in eine Spalte Ihrer Tabellen aufführen können. Bei komplexeren Empfehlungen hilft es Ihrem Auftraggeber nur dann, wenn Sie Ihre Überlegungen anhand von Grafiken (z.B. Mockup Screens unter Powerpoint) veranschaulichen: Wie könnte eine gebrauchtaugliche Alternative zu den monierten Usability-Problemen aussehen?

  • Seien Sie sich Ihrer individuellen Vorlieben bewusst, die Sie evtl. in die Bewertung einbringen könnten und verzichten Sie darauf.
  • Achten Sie darauf, dass sich Ihre Empfehlungen nicht widersprechen.
2.5   Anhang und Quellenverzeichnis

Platzieren Sie gegebenenfalls Ihre Use Cases, Bögen für Cognitive Walkthroughs, Fragebögen u.ä. in einen Anhang.

Verzeichnen Sie hier mindestens die Usability-Website für das Modul und gegebenenfalls weitere Quellen, die Sie zitieren oder auf die Sie den Auftraggeber aufmerksam machen möchten.

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4   Bewertungskriterien für Ihren Usability-Bericht

Sind Form, Stil und Inhalt des Berichts geeignet, an einen externen Auftraggeber weiter gegeben zu werden? Ist der Bericht selbst ‚usable‘?

formale Kriterien

  • Sind Orthographie und Grammatik korrekt?
  • Hilft das Layout, den Bericht zu verstehen und beim Überfliegen die wesentlichen Aussagen zu finden?
  • Ist der Aufbau logisch und leicht nachvollziehbar?
  • Werden die Informationsressourcen korrekt zitiert?

inhaltliche Kriterien

  • Wurden die Usability Methoden korrekt und nachvollziehbar angewendet?
  • Wird der Auftraggeber verstehen, was die Studierenden warum und mit welchen Ergebnissen unternommen haben, auch wenn er kein Usability Experte ist?
  • Werden die Ergebnisse gewichtet?
  • Haben sich die Studierenden über ihre Methoden und die Gültigkeit ihrer Annahmen und Thesen informiert?
  • Sind ihre Re-Designvorschläge verständlich/anschaulich visualisiert und praktikabel?
  • Wird der Auftraggeber durch einen höflichen und wertschätzenden Ton dazu eingeladen, die Ergebnisse anzunehmen?

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[Update: 18. Februar 2013 – Prof. Ursula Schulz, HAW Hamburg, Department Information]

 

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